Bei diesem Thema wollte ich heraus finden, was wichtig für eine Freundschaft ist, wie viele Freundschaften durch das Chatten geschlossen wurden, wie groß der Freundeskreis überhaupt ist, und schließlich, ob und wie sich dieser Freundeskreis durch das Chatten verändert hat.

Zuvor kann man sich einen Auszug aus meiner Magisterarbeit zu Gemüte führen (unter dem Punkt “Chatten” findet sich das Pendant für virtuelle Begegnungen).

zu_den_meinungen02Interessant sind sicher auch die allgemeinen Äußerungen, die in den Texteingabefeldern des Fragebogens gemacht wurden.

 

Die Face-To-Face Begegnung

Beurteilung einer anderen Person

Nach Holzberger (2002) wird unsere Face-To-Face-Begegnung vom ersten, intuitiven Eindruck geprägt. Die Attraktivität einer anderen Person wird in Sekundenschnelle von hervorstechenden Merkmalen beeinflusst. So neigen wir dazu, das zu sehen, was wir sehen wollen und das zu glauben, was wir glauben möchten. Der Humor von einem sympathischen Menschen kommt uns herzerfrischend vor. Finden wir den gleichen Humor bei einer unsympathischen Person, so kommt er uns plump oder primitiv, lächerlich oder albern vor.

Bei der Einschätzung anderer Menschen achten wir bevorzugt auf die Merkmale, die wir an uns selbst schätzen und stellen so stereotype Zusammenhänge her. Dieses ist bequemer, als jeden Menschen mit seinen unterschiedlichen Nuancen wahrzunehmen. Es ist einfach, einen naiven Menschen als warmherzig, und einen sprunghaften als egoistisch einzustufen.

Hätten wir die Wahl, so würden wir uns für eine friedlichere Welt entscheiden, mit liebevolleren Menschen und Beziehungen. Darum sehen wir die Menschen so, wie wir sie brauchen, um uns geborgener zu fühlen. Das ist eine Illusion, die sich auszahlt, denn in glücklichen Ehen ist das Bild der Partner voneinander positiver als ihr tatsächliches Verhalten (Holzberger, 2002).

Nach Kanning (1999) besteht das Problem der Beurteilung von anderen Menschen darin, dass die tatsächlichen Personenmerkmale auf nur wenige Attribute reduziert werden. Meistens werden die inhaltlichen Werte einer Person nicht so stark berücksichtigt wie die visuellen. Besonders gehen bei der Beurteilung die Effekte der physischen Attraktivität in die Wertung ein. Des Weiteren fließen bei der Beurteilung soziale Kategorisierungen und Stereotypisierungen (z. B. die Zugehörigkeit zu bestimmten sozialen Gruppen) mit ein. Diese Funktionen sind für das Funktionieren und Handeln der Menschen untereinander unverzichtbar, aber man sollte sich dessen bewusst sein, gerade wenn es um wichtige Beurteilungen geht.

Beurteilung der eigenen Person

Personen beurteilen ihre eigenen Fertigkeiten aber selbst oft falsch. So hängt es bei einer Person, die sich in einer bestimmten Situation befindet, davon ab, ob sie ihr mögliches Verhalten tatsächlich ausführt, ob sie sich selbst dieses Verhalten zutraut und so ihr angestrebtes Ziel wirklich erreichen kann. Ein Beispiel: Eine Person findet eine andere Person interessant, traut sich aber nicht, diese in einem günstigen Moment anzusprechen, weil sie annimmt, die andere Person habe kein Interesse. So kommen viele Bekanntschaften erst gar nicht zustande.

Gerade Personen, die zurückgezogen leben und eine soziale Ängstlichkeit aufweisen, stehen sich in solchen Situationen durch ihr negatives Selbstkonzept im Weg. Eine Person, die ein positives Selbstkonzept aufgebaut hat, sich selbst als attraktiv und durchsetzungsfähig erlebt, wird keine Probleme haben, eine unbekannte Person anzusprechen. Durch ihr selbstsicheres Auftreten wird sie von anderen (z. B. im Beruf) auch positiv bewertet und bekommt, obwohl sie vielleicht weniger fachliche Kompetenz hat als eine Person mit negativem Selbstkonzept, die Gruppenleitung übertragen. So hat unser Selbstkonzept nicht nur eine Bedeutung für die eigene Person, sondern es wirkt sich auch auf das nach außen gerichtete Verhalten aus. Es prägt zu einem nicht unerheblichen Teil das Bild, welches sich andere Menschen von uns machen (Fremdbild). (nach Kanning 1999)

Ein Beobachter nimmt die Informationen zur Kenntnis, die ihm besonders wichtig erscheinen, seine Aufmerksamkeit wird darauf gelenkt. Es handelt sich also um eine Selektion, wobei häufig auf frühere Erfahrungen, auf gespeicherte Gedächtnisinhalte zurückgegriffen wird. Diese wiederum beeinflussen die Wahrnehmung und dadurch auch die Beurteilung. (Kanning 1999)

Soziale Motivation einer Person

Nach Brandstätter (1983) ist mit sozialer Motivation gemeint, dass in der Person Kräfte wirksam sind, die sie von sich aus dazu bewegen, auf die Suche nach bestimmten Erfahrungen zu gehen. So kann man sich vorstellen, dass eine Person, die eine Zeit lang einsam ist, den Drang hat, die Gesellschaft anderer zu suchen. So ist eine Party dazu geeignet, eine Reihe von sozialen Motiven zu erfüllen (z. B.: Gesellung, Anerkennung, Macht, Sexualtrieb). Verstärkend wirken angenehme Verhaltenskonsequenzen, d. h. solche, die ein Motiv befriedigen.

Genauso, wie wir andere Menschen, ihre Erscheinung und Ausdrucksweise (Mimik, Gestik, Stimme) wahrnehmen, so werden wir auch von anderen wahrgenommen. Emotional sind wir aber von dem Verhalten der anderen uns gegenüber betroffen: Kommen sie unserem Streben nach Zuneigung, Anerkennung, Sicherheit usw. entgegen oder versagen sie uns die Befriedigung unserer sozialen Bedürfnisse?

Es werden aber auch Gefühle ausgelöst, wenn wir andere nicht direkt beobachten, sondern wenn wir von ihren wirklichen oder fiktiven Schicksalen erfahren, sei es durch ein Buch, die Zeitung, einen Film oder per E-Mail. So formen sich aus wiederholten emotionalen Erfahrungen mit anderen Menschen allmählich überdauernde Gefühlsbeziehungen, die man als Zuneigung oder Abneigung, Freundschaft oder Feindschaft, Liebe oder Hass zu bezeichnen pflegt.

 

Freundschaften
Die Teilnehmer
Chatten
Freundschaften
Meinungen
Literatur