Special 3/4: Die Spezialeffekte von "Raumschiff GameStar"


In diesem Jubiläumsspecial erfährt man einiges über die Hintergründe der Spezialeffekte in "Raumschiff GameStar", die es zuhauf gibt. Untergliedert wurde die Reise hinter die Kulissen in fünf Kapitel:
Die erste Staffel (1997/98) | Akte G (1999)
Die zweite Staffel (1999) | Die dritte Staffel (2000/01)
Moderne Zeiten (2002)


Die erste Staffel (1997/98)

In der ersten Staffel von "Raumschiff GameStar" wurde noch recht viel mit visuellen Tricks gearbeitet. So gab es Nebelmaschinen, Farbfilter vor den Scheinwerfern und Ähnliches.

Einige Szenen wurden zwar bereits vor der Blue Box gedreht und es gab relativ einfach gehaltene Computergrafik, doch erst gegen Ende der ersten Staffel wurden die Effekte besser. So flog zwar auch in Episode 9 noch eine kugelrunde GameStar und ein ebenso runder Todesstern durch das All, doch es gab bereits einen Hubschrauber sowie einen Geisterjägerjet.

Gegen Mitte der ersten Staffel gab es erstmals Morphingeffekte und Computerschnee und die anfangs noch mühsam Bild für Bild handgezeichneten Laserschwerteffekte wurden dank moderner Software vom Computer berechnet. Dennoch verwendete man größtenteils reale Kulissen wie Kellerräume, Tiefgaragen und englische Gärten (im Gegensatz zu heutzutage, wo nahezu alle Szenen vor der blauen Wand gefilmt werden).

Alles in allem kann man sagen, dass in der ersten Staffel noch sehr viel geübt wurde, dabei jedoch durchaus interessante und kreative Spezialeffekte im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten verwendet wurden.


Akte G (1999)

Im Winter 1999, als man etwas "Raumschiff GameStar"-müde war, erschien diese dreiteilige Miniserie, die jedoch mit einem Feuerwerk an Effekten aufwarten kann - und das sind zum recht großen Teil nicht einmal computergenerierte.

Der erste erwähnenswerte Effekt ist jedoch am Computer entstanden. "Windows 2098" läuft natürlich auf keinem Rechner, doch mit moderner Einblendtechnik ist so etwas problemlos zu schaffen.

Die nächste Szene, der rauchende Rechner, wird ganz einfach mit einer Nebelmaschine (oder alternativ mit Nebeleffekten aus Videobearbeitungsprogrammen) generiert.

Die Szene mit der Colaflasche, mit der sich der geschrumpfte Dr. Test bei den IDG-Agenten bemerkbar machen will, ist schon etwas komplizierter. Zuerst wurde Mick Schnelle vor der Blue Box aufgenommen, wie er auf der Stelle tritt, um das Gehen zu simulieren. Als nächstes wird die Colaflasche auf ein umgekehrt auf dem Tisch liegendes Klebeband gestellt, an dem der vor dem Tisch sitzende Toni Schwaiger zieht, bis die Flasche über die Tischkante flutscht. Anschließend wird der blaue Hintergrund, vor dem Mick aufgenommen wurde, entfernt, Mick verkleinert und in die Aufnahme mit der vom Tisch fallenden Colaflasche kopiert, damit es aussieht, als würde er sie vom Tisch stoßen.

Das Mainboard, das bereits vorher nicht mehr lief, wurde natürlich nicht wirklich beschossen. In Wahrheit wurden nacheinander mehrere Chinaböller gezündet und anschließend das Abbrennen der Zündschnur sowie die Pausen zwischen den Detonationen weggeschnippelt, so dass es schlussendlich aussieht, als stünde das Mainboard unter Dauerbeschuss. Ein einfacher, aber wirkungsvoller pyrotechnischer Effekt.

Das Agentenauto, in das die unsichtbaren Geisteragenten einsteigen, war nicht ganz so leer wie es scheint. Jörg Langer hatte sich in seinem Inneren versteckt, öffnete zuerst die Fahrertür, drehte sich gemütlich um und öffnete dann auch die Beifahrertür. Später wurde das Auto dann vertikal geteilt und zeitversetzt zusammenkopiert. So wirkt es, als würden sich die Türen wie von Geisterhand nahezu gleichzeitig öffnen und wieder schließen. Das Aufleuchten der Blinker, das das Öffnen der Funk-Zentralverriegelung simuliert, entstand eigentlich zufällig - als Jörg beim Umdrehen versehentlich an den Schalter für den Warnblinker stieß.

Auch das Lenkrad des Agentenautos dreht sich nicht von alleine. Dazu wurde der Wagen einfach auf einen vereisten Parkplatz geschoben (so was soll's in Süddeutschland im Winter auch heutzutage noch geben) und "ein bisschen am Rad gedreht".

Riesen-Mick und Mini-Charles entstanden ebenfalls vor der Blue Box. Charles wurde nach der Aufnahme minimiert, halbiert und in Micks Hand einkopiert, wobei darauf geachtet wurde, dass er auch dem Wackeln der Hand folgte. So hatte ihn Mick im wahrsten Sinne des Wortes "in der Hand".


Die zweite Staffel (1999)

Auch in der zweiten Staffel von "Raumschiff GameStar" wurde noch recht viel vor realen Kulissen gedreht (besonders in den "Enemy Mine"-Kulissen der Bavaria Filmstudios), mit einem neuen Schiff und mehr Weltraumszenen wurde das Zeitalter der 3D-Renderings jedoch bereits eingeläutet und die (meist Computer-) Tricks wirkten um einiges realistischer und glaubhafter.

Gleich zu Anfang trifft man auf einen Verwandten von Yoda namens Yodo. Dabei handelte es sich um Toni Schwaigers damals zwölfjährigen Sohn Tobias, der kniend mit Kutte und stinkender Latexmaske vor die Kamera treten musste. Das Ganze wurde dann noch mit Halo-Effekten und Durchsichtigkeit aufgepeppt, um das mystische noch stärker zu betonen.

Die zweite U.S.S. GameStar, die weitaus windschnittiger und detaillierter als das kugelrunde erste Modell wirkte, wurde von Anfang an von Jan "Tciny" Althaus gerendert, der auch die dritte Version entworfen hat. Anfangs hat er tatsächlich noch jede fertig gerenderte Szene Bit für Bit per Internet verschickt, später hat er nur noch die Rohdaten geliefert und das rendern mit 3D Studio MAX dann Tonis damals pfeilschnellem PC mit Dual-"Pentium II-400" überlassen, was nicht nur Tcinys Telefonrechnung geschont hat, sondern auch höhere Renderauflösungen möglich machte.

Anfangs bekommt Darth Mopp ein Doppel-Laserschwert spendiert, doch wird ihm dieses später wieder weggenommen, denn trotz besseren und einfacher zu handhabenden Effekten hatte man offenbar nicht oft Lust zu Laserschwertszenen.

Spezialeffekte von Anno dazumal bekommt man in der zweiten RSGS-Staffel ebenfalls zu sehen. Die Episoden 13-15 wurden nämlich in den Bavaria Filmstudios in den Kulissen des 1985er Films "Enemy Mine" gedreht. Um Produktionskosten und Platz für lange Raumschiffgänge zu sparen, wurden damals einfach Spiegel aufgestellt, um längere Gänge vorzutäuschen. Auch heutige Filme verwenden noch ähnliche Tricks. So wurden die Gänge an Bord von James Camerons "Titanic" zum Beispiel durch realistisch gemalte Bilder am Ende des Korridors "verlängert".

Weitere erwähnenswerte Effekte sind zum Beispiel die über dem Wald in Episode 15 schwebende GameStar (der Wald war übrigens nur ein 10 m breiter Streifen hinter dem IDG-Gebäude), der computergenerierte Aufdruck "Fleischer-Fachgeschäft" auf Micks orangefarbenem Overall und der Gastauftritt von George Lucas.

Fazit der zweiten Staffel: Die Effekte wurden immer besser und routinierter, wodurch allerdings auch nicht mehr so viele Innovationen möglich waren.


Die dritte Staffel (2000/01)

Auch in Staffel 3 von Raumschiff GameStar war der Fortschritt der Spezialeffekte nicht mehr aufzuhalten. "Tcinys" Renderszenen wurden immer aufwendiger und die Schauspieler agierten fast ausschließlich in der Blue Box. Eine gute Gelegenheit, diese Technik mal etwas näher unter die Lupe zu nehmen.

Beim Filmen sollte man darauf achten, dass die "Blue Box"-Wand mit nahezu reinem Blau gestrichen wird und gleichmäßig ausgeleuchtet ist. Dazu sind nicht unbedingt Scheinwerfer nötig, eine Leuchtstoffröhre tut's auch und bringt natürlicheres Licht.

Mit Programmen wie Adobe Premiere lässt sich nun eine transparente Farbe auswählen (wie z.B. das Blau der Wand, vor der gespielt wird). Wird nun das Bild mit den transparenten (ehemals blauen) Stellen über einen Hintergrund gelegt, wirkt es, als stünden die Schauspieler tatsächlich auf der Brücke eines Raumschiffs, in einer Grabkammer oder bei King Burger. Einziges Problem: Die Leute dürfen nichts Blaues tragen, denn das würde ebenfalls unsichtbar - was manchmal aber auch tricktechnisch eingesetzt werden kann. Und wie Toni mal sagte: "Eine Green Box haben wir leider nicht."

Sehr eindrucksvoll wurde dieser Effekt im Special "Hinter den Kulissen" zu Episode 19-21 gezeigt. Da wurde Darth Mopp mit Hilfe von Telekinese ein Mülleimer über den Kopf gestülpt. In Wahrheit hat Toni Schwaiger, mit einem blauen Handtuch bekleidet, dem Mopp den Eimer verpasst.

Nun aber zu den anderen Tricks, derer es auch in der dritten Staffel jede Menge gibt.

Verheizte Pappkameraden gibt es bei den Maschinenraumingenieuren Mick und Rüdi nur in der endgültigen Version. In Wahrheit wurden sie einfach vor der Blue Box durch die Gegend geschoben - sie sind übrigens nicht aus dem Bild geplumpst, sondern wurden behutsam von Martin Deppe entgegengenommen. Mit passender Beleuchtung und künstlichem Feuer sieht das Ganze dann durchaus nicht unecht aus.

Doktor Chris geht durch eine Tür - nichts besonderes, sollte man meinen, doch wenn man bedenkt, dass er in Wirklichkeit nur vor der Blue Box steht, dann ist es doch schon etwas schwieriger. Hier muss mit gestaffelten Hintergründen gearbeitet werden. Ganz hinten befindet sich die Wand des Korridors hinter der Tür, dann kommt Christian Schmidt, die Tür geht auf und er kommt dahinter zum Vorschein und tritt vor. Wenn die Tür wieder zu geht, muss sie sich hinter ihm befinden.

Die herzergreifende Szene, in der der Doktor im Mondschein auf dem Solodeck versetzt wurde ist ebenfalls mehr Schein als Sein. In Wahrheit steht er vor der kühlen Blue-Box-Wand, die Laterne steht ebenfalls nicht dort und der Park im Hintergrund ist vor dem IDG-Verlagsgebäude. Ach ja, und die Blümchen hat Toni abends seiner Frau mitgebracht.

Das eingekeilte Doppellaserschwert von Darth Mopp ist nicht ganz so eingekeilt wie es scheint - und an ihm hochziehen kann er sich in Wahrheit auch nicht. Stattdessen liegt das Laserschwert auf zwei Stativen und Jörg hockt auf einer Kiste, von der er sich langsam erhebt - verblüffend einfacher Trick mit verblüffend echt wirkendem Resultat.

Künstliche Gitterstäbe umgeben Darth Mopp in seinem Waffenkammergefängnis auf der GameStar. Nur der mittlere ist echt - dabei handelt es sich um eine Kleiderstange.

Die bisher aufwendigste Renderszene in der RSGS-Geschichte stammt aus Episode 30. Das Rendern der 23-sekündigen Szene, in der die GameStar ihr Shuttle absetzt, welches dann auf dem Wüstenplaneten landet, hat laut Toni Schwaiger insgesamt vier Tage gedauert. Dabei muss man allerdings auch bedenken, dass der Sandstaub nicht einfach drübergelegt wurde, sondern tatsächlich berechnet ist, um realistisch aufzustäuben. Somit kann sich die Szene wirklich sehen lassen.

Das Fazit von Staffel 3: Weitere Perfektion von Renderszenen und besonders zu Anfang so manch amüsanter Spezialeffekt, der eigentlich ganz einfach herzustellen ist.


Moderne Zeiten (2002)

Die vierte Staffel besteht zwar bisher erst aus sechs Folgen (Ep. 34-39), doch auch hier gibt es den einen oder anderen erwähnenswerten Spezialeffekt. Weiterhin wird viel vor der Blue Box gedreht, bisher zum recht großen Teil in Hogwards (bekannt aus Harry Potter), weil die Zeit bis zur Fertigstellung der neuen U.S.S. GameStar überbrückt werden musste.

Auch wenn es so aussieht, die GameStar-Crew ist hier nicht an die (computergenerierten) Pfähle, sondern nur aneinander gefesselt. Und das Seil ist auch nur locker um die Schauspieler gedreht und nicht zugeknotet worden. Schließlich handelt es sich um Dreharbeiten und nicht um Fesselspiele.

Die Indiana-Jones-Szene aus Episode 34 war für die Schauspieler etwas unbequem. Sie mussten sich vor der Blue Box zu viert hinter einen Tisch klemmen und hin- und herwackeln.

"Heiko Potters" Flugbesen wurde auf ein Holgestell gepackt, dann musste sich Heiko auf ihn draufsetzen und zusätzlich noch die Beine anwinkeln. Sehr schmerzhaft das ganze - doch das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen. Eine weitere Methode war die Verwendung eines Bürostuhls - auch nicht viel praktischer, da dieser sich laut Heiko Klinges Aussage im "Hinter den Kulissen"-Special zu Episode 34-36 ständig gedreht hat.

Ganz am Ende von Episode 37 wurde schließlich das nagelneue, mittlerweile dritte Raumschiff GameStar präsentiert. Anfangs war es lediglich als Silhouette zu sehen, da das 3D-Modell noch nicht fertig gestellt war. Bis zur Fertigstellung des Schiffes gingen dann auch noch einige Monate ins Land. Mittlerweile jedoch ist die äußerst windschnittige und sehr detaillierte U.S.S. GameStar Nummer 3 fertig und bereit zum Abflug...

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