Interview mit Jochen Gerold

Beharrlichkeit, Drachenritt und Alleinunterhalter (17.01.2005)


Nach knapp zwei Jahren gibt's mal wieder ein neues Interview, diesmal mit RSGS-Musiker und Background-Renderer Jochen Gerold. Wie immer bedanke ich mir sehr für das Interview:


Frage 1: Zuerst würde ich (und sicher auch die Besucher meiner Website) gerne ein bisschen was über dich erfahren, also Alter und Beruf - ist ja sicher irgendwas im Bereich Musik oder 3D-Grafik.

Ich bin Jahrgang 1973 und "Beruf" ist nicht ganz passend. Computerkünstler trifft wohl am ehesten zu. Allerdings ohne Studium und Ausbildung - das Meiste aus den Bereichen Musik, 2D-/3D-Grafik und was sonst noch nötig war habe ich mir im Lauf der Jahre angelesen und ausprobiert. Talent und Beharrlichkeit waren wohl auch ein wenig vorhanden...


Frage 2: Wie bist du an den Job als Soundtrack-Komponist und Hintergrund-Grafiker für RSGS gekommen?

Ähnlich wie Jan Althaus, der sich einfach frech bei Toni Schwaiger gemeldet hat. Bis dahin habe ich ab und zu schon Lösungen für die GameStar verfasst, kannte also ein paar Leute dort. Tonis Filme haben mir schon während seiner Zeit bei PC Player (als "Multimedia-Leserbriefe") gut gefallen. RSGS, die etwas professionellere Fortsetzung des Chaos mit Weltraum-Setting hat's mir noch mehr angetan. Chancen für einen "Film-Soundtrack" (hüstel) sind selten und teilweise klang die Musik vorher (obwohl sie sehr gut war - ich bin Hülsbeck-Fan!) einfach nicht ganz passend. Als der große Wechsel bei RSGS angekündigt wurde habe ich einige Arbeitsproben inklusive einem Vorschlag für den neuen Titel-Track eingeschickt - und Toni war weit begeisterter als ich je erwartet hatte... :-)

Durch die gute Zusammenarbeit ermutigt konnte ich Toni dann auch den Entwurf der neuen Brücke anbieten. Jan war wohl mit der Entwicklung des neue Schiffsmodells beschäftigt oder anderweitig ausgelastet und so hatte ich die Möglichkeit, RSGS auch visuell noch mit zu prägen.


Frage 3: Wovon hast du dich für den Soundtrack inspirieren lassen?

Für den Titel waren es wohl "Star Trek"-Intros und der Drachenritt aus dem Film "Die unendliche Geschichte", neben einigen anderen Einflüssen. Bei den Background-Stücken sind es teilweise eindeutige Vorbilder (zum Beispiel "Terminator") oder einfach Stilrichtungen und Atmos, die ich gerne realisieren wollte und die zufällig auch noch zur Handlung passten.


Frage 4: Und woher stammen die Inspirationen für die Hintergrund-Grafiken wie die Brücke der GameStar oder das Hover-Menü, das man ab und an in den Episoden sieht (und auf dem auch das neue Design der RSGS-Fanpage basiert)? Das wirkt nämlich alles sehr eigenständig und erinnert wenig an SF-Serien und -Filme wie "Star Trek" oder "Star Wars".

Es ist glaube ich eine Kombination aus sehr vielen Elementen, die ich über die Jahre sehr wohl in "Star Trek", "Star Wars" sowie etlichen SF-Filmen und Computerspielen entdeckt habe. Das "Es soll aber nicht aussehen wie..."-Problem führt bei genialen Künstlern zu noch nie gesehenem Design (zum Beispiel H.R. Giger für "Alien"); ansonsten aber lediglich zu gelungenen Rekombinationen mit leichter Stilanpassung - so wie bei mir.

Soll ich die Herkunft der HUD-Gestaltung wirklich verraten? Auf NBC läuft täglich ab 22:00 Uhr "GIGA-Games", eine Sendung über Computerspiele. Vor der Umgestaltung im November 2004 hatten deren grafische Einblendungen eine gewisse Ähnlichkeit zum RSGS-Menü...


Frage 5: Wie genau läuft das ab beim Komponieren der Musik? Bekommst du das Drehbuch oder die fertige Episode von Toni zugeschickt oder hast du ein bestimmtes Repertoire vorbereitet, aus dem Toni dann was passendes auswählt (es werden ja die gleichen oder ähnlich klingende Melodien mehrfach verwendet - wäre wahrscheinlich sonst auch zeitlich gar nicht machbar)?

Die Musik von Episode 38 (mein Einstieg) bis 42 ist nach genauen Inhaltsangaben oder direkt am Drehbuch entlang entstanden, was wohl auch hörbar ist.

Zuvor und danach habe ich Toni verschiedene Stücke geschickt, und aus diesem Gesamtpool heraus wird jede neue Folge vertont - übrigens auch "Die Redaktion" (stimmt, zeitlich knapp und auch finanziell - das RSGS-Budget ist begrenzt).


Frage 6: Womit erstellst du die Musik - und womit die Grafiken?

Musik: Am PC mit "Halion", einem mittlerweile recht bekannten "Cubase"-Sampler-PlugIn von Steinberg. Grundlage für sehr viele der Instrumente waren sogenannte SoundFonts, ein immer seltener eingesetztes Soundformat von "Creative" (Soundblaster AWE, Live, Audigy).

Grafik: Mit "TrueSpace" von Caligari. Sehr gutes Preis-/Leistungsverhältnis und bestes "Ich habe mein Objekt in der Hand"-Feeling.


Frage 7: Könntest du dir vorstellen, selbst mal vor die Kamera zu treten und dein Gesicht zu zeigen so wie Jan "Tciny" Althaus in Folge 33?

NEIN! Bin ein typischer Studio- und Hintergrundarbeiter. Obwohl... man soll ja niemals nie sagen.


Frage 8: Wann begann dein Intresse fürs musizieren und auch selbst komponieren?

Hm, das ist lange her. Als Kind war's hier ein Ausstellungs-Keyboard und da ein Nachbars-Klavier... Während des Keyboard-Unterrichts ist mir aufgefallen, dass es ziemlich mühsam ist, Werke anderer nachzuspielen. Und alles klang irgendwie nach Alleinunterhalter, also recht grauenhaft... :-)

Also habe ich mich damals (ca. 1989/90) an den AMIGA gesetzt, coole Games und noch coolere Demos bewundert, Sounds aus den Programmen gerippt und erste Vier-Spur-Songs damit geschrieben. Später dann jahrelang auf einer klanglich schon ziemlich guten KORG 01W/pro musicworkstation Stücke komponiert, aber nichts veröffentlicht. Der "Durchbruch" kam erst mit RSGS. Zuletzt habe ich die Additional Music für das Spiel "The Fall" geschrieben.

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